Seekiste
Eine Reise mit Hindernissen !
Aufgeschrieben von Hans Stutzer
Im Frühjahr 1964 wurde mein Stammkutter SAS 201 in die Werft Stralsund überführt. Danach bekam ich einen neuen Kutter als Vollmatrose.
Der Kapitän machte seine erste Reise, auch der Steuermann war gerade von der Seefahrtsschule gekommen.
Unsere Reise ging von Sassnitz erst ins Kattegatt wo natürlich
kein Fisch war. Also entschloss sich der Kapitän zur Doggerbank
in die Nordsee zu fahren. Dort angekommen empfing uns ein
dicker Nebel, aber das Fischen begann mit mäßigem Erfolg.
Trotzdem wurde das Eis im Laderaum etwas knapp und
so beschlossen wir in England, im Hafen von Hartlepool Eis zu
bunkern.
Der Kapitän übergab den Steuermann dem Kommando auf der
Brücke und ging, nach seinen fast 24 Stunden Wache, schlafen.
Ich musste als Vollmatrose um 02.00 Uhr zur Ruderwache gehen.
Die Sicht war einigermaßen so dass keiner im Auskuck stehen
musste.
Ich hatte gerade meine Ruderwache angetreten. Der Steuermann
schaute auf den Echolotschreiber und musste feststellen, dass
unter uns ein Wrack lag. Durch den Nebel konnte man für kurze
Zeit das Warnfeuer (rot) von Whitby sehen. Aber wir reagierten
auf diese Anzeichen nicht, weil wir der Annahme waren, dass für
unseren Kutter genug Wasserunter dem Kiel war! Kurze Zeit,
vielleicht eine halbe Stunde später, liefen wir auf Grund.
Der Kapitän sprang aus seiner Koje und versuchte mit voller
Maschinenkraft zurück den Kutter wieder flott zu bekommen.
Dann wurde ein Schlauchboot zu Wasser gelassen und ein
Anker seewärts ausgelegt. Wir versuchten mit Hilfe unserer
Netzwinde und Kurleine den Anker als Winde zu benutzen,
damit wir wieder vom Meeresboden frei kommen. Alles war ohne
Erfolg. Selbst als wir einige Heringfässer
über Bord warfen, gaben sie keinen Erfolg. Der Kutter machte immer mehr Schlagseite. Wir dachten wir kentern. Der Kapitän sendete das
Seenotsignal ab. Nach einer Stunde überflog uns ein Hubschrauber.
Durch Signal Rot machten wir uns bemerkbar. Die Sicht war immer noch schlecht. In der Zwischenzeit haben wir eine Rettungsinsel zu
Wasser gelassen. Ich musste als Erster einsteigen und die Insel in der Nähe des Kutters halten. Jetzt erst bemerkten wir dass das Wasser
durch die Gezeiten bis auf wenige Zentimeter abgesunken war. Unser Kutter lag auf der Seite im Schlick. Da wir nun merkten, dass ja nicht
allzu viel passieren konnte. ging der Koch wieder an Bord. Er machte so gut es ging auf dem Gasherd in der Schräglage erst
einmal Kaffee für Alle. In der Zwischenzeit hatte der Kapitän über Sprechfunk mit dem Hilfsschiff „Robert Koch" Kontakt aufgenommen.
Es wurde entschieden wenn die Flut wieder steigt, werden sie uns abholen. Nach dem das Wasser gestiegen war, kam ein englisches
Seenotrettungsboot und wollte uns in den englischen Hafen schleppen. Wir warteten aber auf das Eintreffen der ,,Robert Koch", das etwas
später auch eintraf. Den englischen Seeleuten gaben wir, als kleines Dankeschön zwei Fässer voll Hering mit. Wir mussten Ausgepumpt
werden, da Wasser zwischen der Reling und dem Deck in den Laderaum rein gelaufen war. Nach diesen Manöver wurden wir an die Leine
genommen und in den Hafen Hartlepool geschleppt, dort gingen wir in das Tiden-Dock! Es musste kalfatert werden, damit alles wieder dicht
wurde" Später bemerkten die Maschinisten, dass die Maschine leicht verrutschtwar, auch dies musste durch die Werft gemacht werden.